Zwitschern und Plätschern gegen Krebs
Während meiner Krebsbehandlung habe ich mir oft Naturgeräusche angehört – den Umständen entsprechend meist aus dem Lautsprecher: während der Chemos in der Onkologie, nach der Magen-Entfernung in der Klinik und zu Hause. Kuhglocken von einer Alm, Vogelgezwitscher, das Murmeln eines Bachs…
Das klingt nach einer harmlosen Ablenkung, hatte jedoch eine erstaunlich große Wirkung: Ich wurde ruhiger, Schmerzen rückten in den Hintergrund und ich fühlte mich leichter. Diese Natur-Sounds schenkten mir das Gefühl, in einer heilen Welt zu sein – weit weg von Krankenhausgeruch, Infusionen und Chemo-Nebenwirkungen.
Gesundheit zum Hören – wissenschaftlich bestätigt
Dass Naturgeräusche weit mehr sind als bloßes Hintergrundrauschen, bestätigen inzwischen zahlreiche Studien. Eine große Übersichtsarbeit wertete 36 Studien aus – mit klaren Ergebnissen: Vogelstimmen senken Stress und Ärger, Wassergeräusche reduzieren Blutdruck und Schmerzen, und insgesamt verbessert sich die Stimmung spürbar.
Wer das nachlesen möchte, hier die Quellenangabe: https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2013097118 oder https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33753555.
Ein Zitat aus dieser Forschungsarbeit, ins Deutsche übersetzt: »Von den drei Arten natürlicher Geräusche (Vögel, Wasser und gemischte Geräusche) fanden wir heraus, dass Wassergeräusche die größte Wirkung auf die Gesundheit hatten – und Vogelstimmen die größte Wirkung auf Stress und Ärger.«
Die Forschenden sehen darin eine evolutionäre Logik: Vogelgesang und ruhig fließendes Wasser signalisieren Sicherheit. Unser Gehirn interpretiert: Keine Gefahr in Sicht und lebenswichtiges Wasser ist vorhanden – wir dürfen loslassen.
Spannend ist auch der Blick aufs Immunsystem: Forschungen zeigen, dass Naturgeräusche die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol dämpfen. Und weniger Cortisol bedeutet stärkere Abwehrkräfte – ein entscheidender Faktor, gerade für Menschen, die mit einer schweren Krebserkrankung kämpfen.
Bei mir ist es die Playlist ›Sommer auf der Alm‹ – und Ihre Favoriten?
Ein Smartphone hat inzwischen fast jeder, und kleine Kopfhörer sind in Sekunden startklar – ob eingestöpselt oder kabellos per Bluetooth. Damit liegt ein akustischer Kurzurlaub in Wald, Meer oder Bergen nur einen Fingertipp entfernt.
Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Natur-Sounds auf YouTube – Kurzurlaub ohne Anmeldung
YouTube ist eine wahre Schatzkiste für Naturgeräusche – unzählige Aufnahmen, oft in erstaunlich guter Qualität. Der Vorteil: Man braucht nicht einmal ein Konto, um sie zu hören.
Ich habe mir einen YouTube-Account eingerichtet und dort einige Playlisten erstellt. Für Sie habe ich diese Playlisten veröffentlicht: Im Wald, Am Meer, Am Bach, Sommerwiese und Auf der Alm. Alles zu finden unter:
Zwei Klicks – und schon stehen Sie mitten auf einer Waldlichtung, noch bevor Ihr Arzt das Wort ›Überweisung‹ ausgesprochen hat.
Natürlich können Sie auf YouTube auch selbst stöbern: Geben Sie einfach Suchbegriffe ein wie Entspannende Geräusche des Waldes, Sanftes Vogelzwitschern oder Plätschernder Bach. Mit dem Filter ›Länge über 20 Minuten‹ vermeiden Sie, dass der Bach plötzlich mitten im Rauschen abrupt versiegt – was in der Natur ja auch eher selten vorkommt.
Streamingdienste für Musik, Hörbücher und Natur-Sounds
Ich nutze Spotify. Es kann kostenlos genutzt werden. Oder für ein paar Euro im Monat als Abo, für mehr Funktionalität. Auch bei Deezer und Amazon Music finden Sie Naturgeräusche. Diese Plattformen sind ebenfalls als Free-Version verfügbar. Apple Music gibt es nur kostenpflichtig, startet aber mit einer Probezeit.
Selbst bei den kostenfrei nutzbaren Streamingdiensten ist meist eine Anmeldung erforderlich, was auch sinnvoll ist, um eigene Playlisten und Favoriten speichern zu können.
Ich habe als Anregung diese drei Playlists auf Spotify für Sie freigegeben:
Natürlich können Sie auf den Streamingplattformen auch selbst suchen – mit Begriffen wie Relaxing Sounds, Naturgeräusche, Natur-Sounds … eventuell kombiniert mit den Suchbegriffen Vogelzwitschern, Bach, Wald, usw.
Tipp: In Spotify & Co. lässt sich die Funktion Songs überblenden aktivieren, zum Beispiel auf 5 Sekunden. Dann gehen die Tracks so sanft ineinander über, dass es klingt, als wären die vorherigen Vögel weggeflogen und hätten übergangslos Platz gemacht für einen neuen Gesangsverein.
Wenn ich Natursounds als Einschlafhilfe nutze, aktiviere ich den Sleeptimer, meist auf 30 Minuten. Bei Spotify ist diese Funktion beim Abspielen rechts oben bei den drei Punkten zu finden. Dann verklingen nach 30 Minuten die Klänge ganz allmählich – so, als würden die Vögel nach und nach in ihre Nester zurückkehren. So muss ich nicht im Halbschlaf nach dem Handy angeln, um den Stopp-Knopf zu erwischen.
Webseiten für Ihre persönliche Klangkulisse
Manche Internetseiten bieten die Möglichkeit, sich ganz eigene Natur-Sounds zu mixen: Meeresrauschen mit Zikaden, oder doch lieber mit Vogelgezwitscher? Oder ein sanftes Blätterrascheln im Sommerlüftchen? Vielleicht mit einem Fingertipp noch eine Hummel, die vorbeibrummt? Alles ist möglich. Hier ein paar Vorschläge:
- A Soft Murmur: https://asoftmurmur.com
- Moodil: https://www.moodil.com
- MixRelax: https://mixrelax.com
- myNoise: https://mynoise.net
Ruck-zuck können Sie verschiedene Geräusche kombinieren in unterschiedlichen Lautstärken. Einige Seiten bieten zusätzlich praktische Extras wie einen Sleep-Timer (z. B. bei A Soft Murmur oder MixRelax). Damit verklingen die Klänge nach einer voreingestellten Zeit ganz von selbst – ideal, wenn man mit Meeresrauschen einschlafen möchte, ohne nachts noch nach dem Stopp-Knopf zu tasten.
Handy-Apps für den eigenen Natur-Mix
Auch per App lassen sich Naturklänge individuell zusammenstellen – und einige davon sind kostenlos nutzbar. Meist finanzieren sie sich allerdings über Werbung oder sogenannte In-App-Käufe. Da heißt es: aufmerksam bleiben, damit der Finger nicht versehentlich auf ›Premium-Abo‹ statt auf ›Vogelgezwitscher‹ tippt.
Getestet habe ich mehrere Apps … gefallen haben mir nur zwei (für Android):
Für iPhones mit iOS gibt es natürlich ebenfalls passende Apps. Einfach im Apple App Store nach Begriffen wie Nature Sounds, Relax Sounds oder Sleep Sounds suchen.
So wird Ihr Handy vom nervigen Ping!-Gerät zum Bachrauschen-Lieferanten.
Meine Empfehlungen
Ich selbst bevorzuge echte Naturaufnahmen auf Spotify oder YouTube. Dort höre ich am liebsten Tracks mit einer Dauer von über 30 Minuten.
Die Handy-Apps und Webseiten habe ich eine Zeit lang genutzt. Doch irgendwann wurde es mir zu eintönig, etwa wenn der Vogel zum hundertsten Mal exakt dasselbe Lied trällert. Doch für manche ist diese Gleichförmigkeit vielleicht genau das Richtige – besonders zum Einschlafen, in Kombination mit einem Sleeptimer.
Meine Top-3-Natur-Sound-Momente
- Einschlafhilfe: Meeresrauschen ist gleichmäßig, ohne plötzliche Lautstärkewechsel. Funktioniert besser als Schäfchenzählen.
- Gute-Laune-Booster: Vogelgesang am Morgen. Höre ich da nicht ein leises ›Kuckuck … kuckuck‹? Wer so in den Tag startet, trägt fast automatisch ein Lächeln im Gesicht – auch ohne Kaffee (na gut, fast).
- Sound für schwierige Tage: Das leise Plätschern eines Bachs, kombiniert mit etwas Wind im Hintergrund. Da spült das Wasser nicht nur den Stress fort, sondern bringt auch frischen Wind in die Stimmung.
Die beste Playlist hat die Welt schon längst komponiert. Viel Hörvergnügen beim Testen. Und nicht vergessen: Naturgeräusche unterstützen die Heilung, ganz ohne lästige Nebenwirkungen.