Einen guten Einstieg ins Thema ›Essen ohne Magen‹ bietet dieser Artikel: Leben ohne Magen: Ursachen der Verdauungsprobleme nach Magenentfernung wegen Magenkrebs.

Viel Fett benötigt viele Verdauungsenzyme
Ob frittierte Pommes, Pizza oder fetthaltige Soßen – auch bei gesunden Menschen ist der Verdauungsapparat mit großen Fettmengen schwer beschäftigt. Um die Fette mit Hilfe von Verdauungssäften aufzuspalten, muss die Bauchspeicheldrüse kräftig arbeiten, ebenso die Leber, um Gallenflüssigkeit zu produzieren.
Krebspatienten mit operativ veränderten Verdauungswegen – etwa nach einer Gastrektomie – haben mit fettigem Essen erst recht ihre Schwierigkeiten, denn die Nahrung und die Verdauungsenzyme gehen jetzt teilweise unterschiedliche Wege. Die Folge ist eine gestörte Fettverdauung mit Fettstuhl, Durchfall und Gewichtsabnahme. Dabei wollte man doch das Körpergewicht stabilisieren, im besten Fall sogar ein paar Kilo zulegen.

Was machen die Verdauungsenzyme?
Die Verdauungssäfte enthalten Enzyme, welche die Nahrung in ihre Einzelbausteine zerlegen, um sie für den Körper verwertbar zu machen. Die Aufgabe der Enzyme ist, langkettige Moleküle wie Eiweiße, Kohlenhydrate und Fette in kürzere Verbindungen aufzuspalten. Dabei entstehen kurzkettige Moleküle wie Aminosäuren, einfache Zucker, Glycerin und Fettsäuren – diese können im Darm vom Körper aufgenommen und weiterverwertet werden.
Verdauungsenzyme werden gebildet im Mund (Speichel), im Magen, in der Leber, in der Bauchspeicheldrüse und im Darm. Eine Fettverdauungsstörung entsteht, wenn diese Verdauungsenzyme nicht mehr im richtigen Moment mit dem Nahrungsbrei vermischt werden.

Warum kommen die Enzyme nach einer Gastrektomie weniger gut zum Einsatz?
Wurde nach der Diagnose Magenkrebs der Magen komplett oder teilweise entfernt, wird der nachfolgende Darmabschnitt neu zusammengefügt, meist in Form einer Y-Roux-Rekonstruktion. Der Eingriff ist benannt nach dem Schweizer Chirurgen César Roux (1857–1934), der erstmals eine solche Y-Verbindung schuf.
Die Gründe für diese Art der Operation beschreibe ich noch an anderer Stelle, hier nur so viel: Nach dem Magen kommt normalerweise der Zwölffingerdarm, in dem die Verdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse einfließen. Auch der Gallengang mündet im Zwölffingerdarm. Dann folgt der Dünndarm. Bei der Magenentfernung und Y-Roux-Rekonstruktion bleibt der Zwölffingerdarm an der alten Stelle und wird am oberen Ende, wo dieser vom Magen abgeschnitten wurde, zugenäht. Auch unten wird der Zwölffingerdarm abgetrennt vom sich anschließenden Dünndarm. Der Dünndarm wird dann nach oben gezogen und mit der Speiseröhre oder dem Restmagen verbunden. Der separierte Zwölffingerdarm wird jetzt am unteren Ende wieder mit dem Dünndarm zusammengefügt.
Dadurch entsteht eine Art »Y«. Ein oberer Zweig des Y ist der Zwölffingerdarm, in welchen weiterhin die Verdauungsenzyme von Leber und Bauchspeicheldrüse münden. Der andere obere Y-Zweig ist der nach oben gezogene Dünndarm, der mit dem Restmagen oder der Speiseröhre verbunden wurde. Wo die beiden Zweige sich vereinen, läuft alles wieder nach unten zusammen.
Das hat zur Folge, dass der Nahrungsbrei nicht mehr durch den Zwölffingerdarm läuft, sondern daran vorbei. Beim Ausschütten der Verdauungssäfte von Leber (Galle) und Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm ist die geschluckte Nahrung häufig bereits so weit transportiert worden, dass die Verdauungssäfte aus dem anderen oberen Y-Zweig verspätet eintreffen und dem Essen nur noch hinterherlaufen. Damit gelangen die Enzyme nicht mehr zu den Nahrungsbestandteilen, die Verdauung ist unvollständig und es kommt zu Fettstuhl und Durchfall.

Nicht nur kein Magen und weniger Enzyme … auch keine Gallenblase. Gewichtsverlust häufig die Folge.
Erschwerend kommt hinzu, dass oft die Gallenblase mit entfernt wird. Eine Fettverdauungsstörung ist damit quasi vorprogrammiert. Der Gallengang von der Leber hin zum Darm bleibt glücklicherweise aber meist erhalten.
Die Gallenblase dient normalerweise als Reservoir von etwas 50% der Gallenflüssigkeit, die in der Leber produziert wird. Dieser Speicher fehlt nun als schnell verfügbares Einsatzkommando für die Gallen-Enzyme. Diese dienen dazu, große Fettkügelchen in der Nahrung zu zerlegen, an welchen die Verdauungsenzyme aus der Bauchspeicheldrüse besser ansetzen können. Außerdem helfen Gallensalze den Darmzellen, die gespaltenen Fette aufzunehmen. Deshalb haben wir ohne Gallenblase meist eine deutliche Störung der Fettverdauung.
Zudem fehlt der Magen, der den Nahrungsbrei sonst portionsweise weitergeben würde. Ohne Magen plumpst die gesamte Mahlzeit direkt in den Darm, wo diese gleich in vollem Umfang weitertransportiert wird.
Alle diese Punkte führen dazu, dass das Essen nicht ausreichend mit Verdauungsenzymen vermischt wird, was zu einer unvollständigen Verdauung führt. Erschwerend kommt hinzu, dass unverdaute Nahrungsreste im Darm einen idealen Nährboden bieten für Bakterien, Pilze und andere Mikroorganismen. Dadurch kann sich ein ungünstiges Mikrobiom im Dünn- und Dickdarm entwickeln, das die Nahrung auf eigene Weise verstoffwechselt – mit unangenehmen Folgen wie Blähungen und Durchfällen.
Ohne Magen das Gewicht zu halten, fällt unter diesen Umständen schwer. Stattdessen heißt es meist: Ohne Magen … Gewichtsverlust!

Wie zeigt sich eine unzureichende Fettverdauung nach einer Magenentfernung? Durch Fettstuhl!
Es genügt ein Blick in die Toilette: Schwimmt der Stuhl, egal ob fest oder weich, häufig verbunden mit penetrantem Geruch und heller, glänzender Farbe, so handelt es sich meist um sogenannten Fettstuhl. Denn der Stuhl sollte normalerweise absinken. Ist das nicht der Fall, enthält der Stuhl zu viel unverdautes Fett.
Ich habe im Internet mehrere Erfahrungsberichte von Magen-Krebspatienten gelesen, die Probleme mit der Fettverdauung und dem Fettstuhl bestätigen. In den Berichten heißt es beispielsweise, dass man versucht hat, den heftigen Gewichtsverlust nach Chemos und Magen-OP schnell wieder auszugleichen, indem viel fettes Essen gegessen wurde, wie etwa Sahnetorten. Dies hatte jedoch einen gegenteiligen Effekt, den ich ebenfalls bei mir feststellen konnte: Je fetter ich gegessen habe, desto häufiger waren die WC-Sitzungen und umso stärker war mein Gewichtsverlust.
Deshalb dieser hilfreiche Tipp:
Reduzieren Sie das Fett in der Nahrung deutlich, zumindest in den ersten Wochen oder Monaten nach der Gastrektomie.
Dies sollte eine sofortige positive Auswirkung haben.

Langsam die Fettmenge bei den Mahlzeiten steigern für eine Gewichtszunahme ohne Magen
Nach ein paar Wochen oder Monaten ist es aber sinnvoll, den Fettanteil im Essen stufenweise wieder zu erhöhen, denn in gesunden Fetten sind wertvolle Kalorien enthalten für eine erfolgreiche Gewichtszunahme nach einer Magenentfernung. Hilfreich hierbei ist, dass der Körper sich mit der Zeit an die neue Verdauungssituation anpasst und die Verdauungssäfte etwas besser zur Wirkung kommen. Wie groß dieser Effekt ist, kann ich nicht konkret benennen, denn ich habe Woche für Woche immer mehr von den hier beschriebenen Tipps angewendet, wodurch sich die Fettverdauung gebessert hat.
Alle Tipps zusammen entfalten die größte Wirkung – so klappt auch die Gewichtszunahme nach einer Gastrektomie wegen Magenkrebs. Speziell für die Fettverdauung helfen meine Hinweise, die ich einem anderen Artikel zusammengefasst habe: Besser verdauen mit Pankreasenzymen…