Ernährung nach Magenentfernung: Das Fett-Appetithäppchen und andere Tricks … meine Erfahrungen

Nach der Diagnose Magenkrebs wird meist der Magen (teilweise) entfernt und der erste Darmabschnitt chirurgisch verändert. Damit ist die Verdauung beeinträchtigt und es kommt zu vielfältigen Beschwerden. Doch mit diversen Tricks bringen Sie die Ernährung nach einer Gastrektomie wieder ins Gleichgewicht.

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Nüsse und Bitterschokolade als Fett-Appetithäppchen zur Unterstützung der Ernährung nach Magenentfernung

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Frank Sprang hatte Magenkrebs und lebt nun ohne Magen. Er erzählt von seinen Behandlungen, was er heute anders machen würde, wie er die Verdauungsprobleme gelöst hat und wieder fit geworden ist. Seine Hinweise sind mit Fachkräften abzustimmen (siehe Disclaimer).


Einen guten Einstieg ins Thema ›Ernährung nach Magenentfernung‹ bietet dieser Artikel: Leben ohne Magen: Ursachen der Verdauungsprobleme nach Magenentfernung wegen Magenkrebs.

Wie ohne Magen essen? Es fängt damit an: Mmh, wie das lecker riecht …

Bei der Verdauung ist das vegetative Nervensystem beteiligt. Dieses ist der Teil des Nervensystems, das für die inneren Organe zuständig ist, einschließlich Magen, Darm, Leber usw. Allein durch den Geruch und Anblick von Speisen wird über das vegetative Nervensystem der Verdauungsprozess eingeleitet. Nicht umsonst heißt es: »Da läuft einem das Wasser im Munde zusammen.« Damit haben wir einen schönen Speichelfluss. Und im Speichel befinden sich bereits Enzyme, die die Speisen aufschließen und den gesamten Prozess in Gang setzen – ein wertvoller Startimpuls für die Verdauung. Mehr zur Funktion des Speichels finden Sie in diesem separaten Artikel: 4 wichtige Infos für Magenkrebspatienten zum Thema ›Kauen‹.

Dann werden durch die ersten Bissen einer Mahlzeit im Körper wichtige Verdauungsvorgänge ausgelöst. Einer dieser Effekte betrifft die Leber: Durch den Kauvorgang und das Schlucken wird unter anderem der Gallenfluss in der Leber angeregt. Die Galle, die in der Leber gebildet wird, spielt eine zentrale Rolle bei der Fettverdauung. Durch die frühzeitige Stimulierung dieses Flusses bereitet sich der Körper also darauf vor, die kommenden Nahrungsbestandteile – insbesondere Fette – besser zu verarbeiten. Dieser Mechanismus ist besonders wichtig bei der Ernährung nach Magenentfernung, da andere natürliche Verdauungssignale, wie die Dehnung des Magens, wegfallen.

Der Verdauungsreiz eines gefüllten Magens fehlt leider den Menschen, die ohne Magen weiterleben müssen. Vielleicht ist noch ein Restmagen übrig, der über das vegetative Nervensystem einen gewissen positiven Einfluss auf die Verdauung ausüben kann. Hier spielt es wohl eine Rolle, welcher Teil des Magens erhalten werden konnte, denn die verschiedenen Bereiche des Magens erfüllen teils unterschiedliche Funktionen. Doch lassen wir den Magen besser außer Acht, da durch die Magen(teil)resektion die Funktionalität des (Rest-)Organs kaum noch gewährleistet ist.

Es geht weiter im Dünndarm, in welchem die geschluckte Nahrung bei fehlendem Magen nahezu unmittelbar ankommt. Wie im vorherigen Artikel beschrieben, wird durch eine operative Y-Roux-Rekonstruktion die Nahrungspassage durch den Zwölffingerdarm komplett ausgeschaltet und das Essen landet sogleich im Leerdarm (Jejunum). Der Zwölffingerdarm wird chirurgisch separiert und weiter unten am Leerdarm neu ›angeschlossen‹ und dient damit nur noch als Zuleitung für die Verdauungssäfte aus Leber und Bauchspeicheldrüse.

Dass dadurch die Nahrung nicht mehr den Zwölffingerdarm durchläuft, ist ungünstig, weil dort durch Fette und Eiweiße im Nahrungsbrei die Ausschüttung des Hormons Cholecystokinin angeregt werden würde. Dieses Hormon bewirkt unter anderem, dass die Bauchspeicheldrüse verstärkt die Verdauungsenzyme produziert und der Musculus Sphincter Oddii erschlafft. Dieser Schließmuskel befindet sich an der gemeinsamen Mündung von Hauptgallengang und Bauchspeicheldrüsengang in den Zwölffingerdarm. Erschlafft der Muskel durch das Hormon, können die Verdauungssäfte fließen. Da die Nahrung mit dem darin enthaltenen Fett und Eiweiß nicht mehr durch den Zwölffingerdarm fließt, wird dort kein Cholecystokinin mehr produziert. Das ist zunächst die nicht so gute Nachricht. Aber: Auch im Leerdarm wird die Ausschüttung des Hormons durch Fett und Eiweiß im Nahrungsbrei angeregt. In Summe haben wir zwar nicht die volle Cholecystokinin-Produktion, doch besser als nichts.

Mit diesem Wissen im Gepäck nun zur Frage: Wie können wir die oft holprige Ernährung nach einer Magenentfernung optimieren und die Nährstoffaufnahme verbessern?

Die Verdauung in Schwung bringen

Im Titel des Beitrags habe ich es bereits erwähnt: Das Fett-Appetithäppchen! Machen wir uns die oben beschriebenen Mechanismen alle zunutze, indem wir ein paar Minuten vor der eigentlichen Mahlzeit einen Happen zu uns nehmen. Essen Sie beispielsweise mehrere Nüsse oder ein Stück einer 90%-Schokolade. Achten Sie darauf, dass in dem Häppchen Fette und im Idealfall Eiweiße enthalten sind.

Auch die Essensvorbereitung, der Anblick der Speisen und die guten Gerüche in der Küche sind hilfreich. Damit starten Sie frühzeitig den Verdauungsmotor und sorgen dafür, dass die Verdauungssäfte rechtzeitig in Fluss kommen und nicht zu spät eintreffen. Durch die optimierte Verdauung können Sie das Essen besser verwerten. Idealerweise verhungert dadurch im Gegenzug eine übermäßige Bakterien-Population im Dünndarm und es landet weniger Unverdautes im Dickdarm. Das bedeutet weniger Blähungen und weniger Durchfälle. Doch dieser Hinweis alleine wird nicht die Rettung sein, denn es ist nur ein Puzzleteil in einem größeren Bild. Aber in Verbindung mit den anderen Tipps wird es das Leben besser machen.

Die Frage »Wie funktioniert die Ernährung nach Magenentfernung?« lässt sich zwar beantworten, doch nicht so einfach. Denn es ist ein vielfältiger Mix: Die richtigen Lebensmittel, das Eintakten von Trinken und Essen, die passenden Medikamente und eine Reihe weiterer Anpassungen bei der Ernährung. Wenn all das optimal zusammenspielt, dann können Sie das Gewicht gut halten und sogar ohne Magen zunehmen.

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