Fragen zur Ernährung beim Leben ohne Magen: Ballaststoffe, Fleisch … ja oder nein?

Wer nach Magenkrebs eine Gastrektomie hatte, hört oft den Ratschlag: Vermeiden Sie Ballaststoffe. Aus eigener Erfahrung widerspreche ich dieser pauschalen Aussage, denn Ballaststoffe gehören zu einer gesunden Ernährung. Dann das Thema ›Fleisch‹. Es ist schwer verdaulich. Wie mit all dem umgehen?

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Leben ohne Magen: Mann beißt symbolisch in eine Schuhsohle – Thema Essen von Fleisch und Ballaststoffen nach Magenentfernung

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Frank Sprang hatte Magenkrebs und lebt nun ohne Magen. Er erzählt von seinen Behandlungen, was er heute anders machen würde, wie er die Verdauungsprobleme gelöst hat und wieder fit geworden ist. Seine Hinweise sind mit Fachkräften abzustimmen (siehe Disclaimer).


Einen guten Einstieg ins Thema ›Leben ohne Magen‹ bietet dieser Artikel: Leben ohne Magen: Ursachen der Verdauungsprobleme nach Magenentfernung wegen Magenkrebs.

Was essen ohne Magen nach Magenkrebs? Gehört Fleisch dazu?

Fleisch auf dem Teller – ein kontroverses Thema. Tierschutz und Tierwohl spielen für viele eine große Rolle; dann die gesundheitliche Komponente von Fleischkonsum. Es gibt genügend Pros und Kontras. Es zählen vor allem persönliche Überzeugungen, nach welchen jeder entscheidet, ob tierische Produkte auf dem Einkaufszettel stehen. Vor meiner Magenkrebs-Erkrankung bin ich über die Jahre hinweg immer mehr zum Veganer geworden, aus diversen Gründen. Jetzt, wo ich ohne Magen leben muss, steht bei mir wieder Fleisch auf dem Speiseplan, allerdings nur spezielle Sorten und in Bioqualität.

Nach einer Gastrektomie, ist das Essen von Fleisch so eine Sache. Das kennen Sie sicher: Sie haben ein Stück Fleisch im Mund, und kauen und kauen … doch es lässt sich nur schwer kleinkriegen. Irgendwann schlucken Sie es einfach runter. Menschen mit Magen können das machen, denn die Magensäure hilft, das faserige Fleisch weiter aufzuspalten.

Haben Sie keinen Magen mehr, nehmen Sie besser zartes Fleisch. Das gründliche Kauen dauert sowieso schon deutlich länger, da sollten Sie sich nicht zusätzlich mit einer zähen ›Schuhsohle‹ plagen, bei der womöglich unverdaute Fleischreste im Dickdarm landen und dort von den Bakterien verstoffwechselt werden. Sie wissen schon, das sind wieder die lästigen Blähungen.

Rohes Fleisch lasse ich komplett weg, denn es ist mühsamer zu zerbeißen als gekochtes Fleisch. Oft wird hier ebenfalls zu früh runtergeschluckt. Doch es gibt einen weiteren Grund, warum Sie auf rohes Fleisch verzichten sollten: Studien belegen, dass die Energieausbeute aus rohem Fleisch niedriger ist als aus gekochtem Fleisch. Die Forscher erklären diesen Umstand damit, dass die durch Hitze denaturierten Eiweiße besser verdaut werden können. Durch gekochtes Fleisch gelangt damit weniger Unverdautes zu den Bakterien im Dickdarm. Hurra, weniger Blähungen. Den Quellenhinweis finden Sie am Ende des Artikels.

Also rohes Fleisch meiden. Und wo ist überall rohes, schwer verdauliches Fleisch enthalten? Beispielsweise in Zervelatwurst, Salami, Mettwurst, Teewurst, Sushi, Tatar und Räucherlachs. Wenn heiß geräuchert, ist es besser verträglich.

Geflügel und mancher Fisch sind gegart recht zart und gut zu beißen. Wenn schon Fleisch, dann empfehle ich diese Fleischsorten. Es gibt auch fein gemahlene Geflügelwurst. Doch den meisten Wurstsorten werden von der Lebensmittelindustrie künstliche Phosphate als Hilfsstoff zugesetzt. Und diese schaden der Gesundheit. Das hier näher zu erläutern, würde zu weit führen. Eventuell recherchieren Sie nach ›Phosphate in Lebensmitteln‹. Biowurst dagegen enthält keine Phosphate. Achten Sie also auf Bio-Qualität.

Auch Eier esse ich, denn diese muss man nicht mühsam klein beißen. Eier lassen sich gut in diversen Speisen unterbringen und damit gehaltvoller gestalten. Jede extra Kalorie ist hilfreich.

Und wie sieht es mit Ballaststoffen aus beim Essen ohne Magen? Ja natürlich!

Häufig heißt es in gut gemeinten Ratschlägen für Menschen nach einer Gastrektomie: Vermeiden Sie Ballaststoffe im Essen. Das mag vielleicht für die allererste Zeit nach der Magen-OP gelten. Ich spüre jedenfalls keine negative Auswirkung, wenn ich vermehrt Ballaststoffe zu mir nehme. Ganz im Gegenteil, meine Verdauung hat sich normalisiert und der tägliche Gang zur Toilette ist regelmäßiger. Zum einen natürlich, weil die Magen-OP mit jedem neuen Tag weiter zurückliegt und sich der Körper an die geänderte Verdauungssituation mit der Zeit etwas anpasst. Doch die Ballaststoffe haben noch weitere positive Effekte auf die Gesundheit.

Was sind Ballaststoffe? Welche gibt es? Und warum sind sie so gesund?

Ballaststoffe sind schwer verdauliche Kohlenhydrate. Sie kommen in der Natur in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Nehmen Sie gezielt mehr Ballaststoffe zu sich, so essen Sie automatisch mehr Gemüse. Das ist aus vielerlei Gründen gesund. Und gerade bei Magenkrebs wollen Sie Ihren Körper sicher bestmöglich bei der Krankheitsbekämpfung unterstützen.

Man unterscheidet unlösliche und lösliche Ballaststoffe:

Wer genügend Ballaststoffe verzehrt, verbessert zusätzlich seine Cholesterinwerte, reduziert entzündliche Prozesse und senkt sein Risiko für Herzinfarkt, für Arteriosklerose und Darmkrebs. Außerdem mindert eine darmgesunde Ernährung mit Ballaststoffen das Risiko für eine Störung der Darmbarriere und daraus folgende Autoimmunreaktionen wie etwa rheumatische Gelenkbeschwerden. Das alles sind bedeutende Gründe, sowohl lösliche als auch unlösliche Ballaststoffe in die Ernährung einzubauen.

Zu den besten Ballaststofflieferanten gehören Flohsamenschalen und Leinsamen. Hier weitere Beispiele in absteigender Reihenfolge: Mandeln, rote Linsen, Walnüsse, Brokkoli, Heidelbeeren, Kichererbsen, Avocado, Möhren, Blumenkohl und Champignons. Dies ist nur eine kleine Auswahl und sollte die Frage »Was essen ohne Magen?« bereits gut beantworten. Einige Produkte haben neben einer hervorragenden Verträglichkeit auch einen hohen Energiegehalt, wie etwa Avocados. Das ist hilfreich, um das Körpergewicht zu halten oder etwas zuzunehmen.

Im Internet finden Sie viele Tabellen, wenn Sie recherchieren zu ›Ballaststoffe Lebensmittel Liste‹. Vollkornprodukte haben ebenfalls größere Mengen Ballaststoffe, doch ich habe Getreideprodukte wegen des hohen Anteils Kohlenhydrate komplett aus meinem Ernährungsplan gestrichen. Die Gründe finden Sie in anderen Artikeln.

Wer bisher eher wenig Ballaststoffe gegessen hat, reagiert auf eine erhöhte Zufuhr wohl mit etwas mehr Blähungen, denn der Dickdarm muss sich zunächst an eine ballaststoffreichere Kost gewöhnen und die passenden nützlichen Bakterien müssen sich erst ansiedeln. Ein ›geübter Darm‹ mit dem richtigen Mikrobiom erzeugt weniger Pupse.

In der ersten Zeit nach der Magenentfernung wäre ich mit Rohkost und ballaststoffreicher Nahrung zunächst zurückhaltend, um Blähungen möglichst einzuschränken. Doch es ist sinnvoll, die Menge an Ballaststoffen von Woche zu Woche zu erhöhen. Ohne dabei zu übertreiben, denn bei einer Ernährung mit reichlich Gemüse, machen Sie bereits alles richtig.

Als Magenkrebsbetroffener ohne Magen tun mir Ballaststoffe gut. Das alleine ist zwar nicht ausreichend, um die verschiedenen Verdauungsprobleme in den Griff zu bekommen, aber in Verbindung mit den anderen Hinweisen auf dieser Website ist es ein wichtiger Baustein.

Quellen-Angaben

Eine Studie der Harvard University zeigt, dass der Körper aus gekochtem Fleisch mehr Energie gewinnen kann als aus rohem Fleisch. Die Studie wurde von Rachel N. Carmody und Richard W. Wrangham durchgeführt und im Jahr 2009 veröffentlicht mit dem Titel: The Energetic Significance of Cooking.

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