Essen und Trinken trennen? Es kommt darauf an, bei der Ernährung ohne Magen.

In Broschüren für Magenkrebspatienten und auf Hilfeseiten im Internet ist zu lesen: »Trinken Sie nicht zu den Mahlzeiten.« Nach der Magen-OP habe ich mich streng an diese Empfehlung gehalten und mir damit heftige Verdauungsstörungen eingehandelt. Heute bin ich klüger! In diesem Beitrag finden Sie hilfreiche Hinweise.

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Ernährung ohne Magen: Mann nach Magenentfernung hält Essen und Getränk getrennt in den Händen

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Frank Sprang hatte Magenkrebs und lebt nun ohne Magen. Er erzählt von seinen Behandlungen, was er heute anders machen würde, wie er die Verdauungsprobleme gelöst hat und wieder fit geworden ist. Seine Hinweise sind mit Fachkräften abzustimmen (siehe Disclaimer).


Einen guten Einstieg ins Thema ›Ernährung ohne Magen‹ bietet dieser Artikel: Leben ohne Magen: Ursachen der Verdauungsprobleme nach Magenentfernung wegen Magenkrebs.

Magenkrebs, Magenentfernung und die positiv gemeinten Hinweise, nun ja …

Wenn die Empfehlung lautet »Trennen Sie Essen und Trinken bei einer Ernährung ohne Magen« werden selten Begründungen hierfür genannt. Nur manchmal heißt es »… damit durch Getränke der Transport der Speisen nicht noch mehr beschleunigt wird«. Oder aber »… sonst ist der Darm durch die ungewohnt große Menge überfordert«.

Der fachliche Hintergrund ist: Der Magen speichert bis zu 2,5 Liter Getränk und Essen für mehrere Stunden, um den Nahrungsbrei in kleinen Portionen an den Darm weiterzugeben. Ohne Magen fällt die komplette Mahlzeit gleich in den Darm. Nimmt man zu den Speisen parallel Getränke zu sich, kann das für den dünnen Darm eine zu große Menge sein, bzw. der Speisebrei ist dann zu schnell unterwegs und wird nicht ausreichend verdaut.

Das klingt logisch. Auch für mich hat das damals logisch geklungen und so habe ich diese ›Vorschrift‹ die erste Zeit konsequent beachtet. Aber genau aus diesem Grund hatte ich gleich nach der Magenentfernung wegen Magenkrebs massive Beschwerden. Heute verstehe ich, was damals passiert ist.

Die Probleme beginnen. Ich schäume, aber nicht vor Wut …

So gab es ein paar Tage nach der Magen-OP in der Klinik als erste Mahlzeit ein Toastbrot mit Käse und Wurst, dazu einen Tee. Ich folge brav der Empfehlung, trinke zunächst den Tee und warte eine halbe Stunde, ehe ich mich an das Brot mit Käse und Wurst wage. Ich kaue alles gründlich, bevor ich es hinunterschlucke. Trotz des Einspeichelns ist der Nahrungsbrei noch relativ trocken. Ein vorhandener Magen hätte die Speisen durch die Zuführung von Magensäften verflüssigt und zur weiteren Verdauung vorbereitet. Doch jetzt, ohne Magen, beginnen die Komplikationen:

Das Essen landet zu trocken im Darm, wird nicht problemlos weitertransportiert und staut sich. Durch den osmotischen Effekt gelangt Flüssigkeit aus den Darmwänden zum Speisebrei. In Verbindung mit der Darmbewegung beginnt die Schaumbildung. Durch das trockene Kauen des Brots habe ich zudem einiges an Luft mitgeschluckt. Der Schaum beansprucht weiteren Raum im Darm. Den Schaum drückt es nach oben Richtung Speiseröhre. Die Folge: Würgereiz, Erbrechen des Schaums, des Toastbrots, des Käses … und das alles frisch operiert. Es schmerzt und ich mache mir Sorgen um die inneren Narben.

Ich habe damals vermutet, dass sich mein Körper nach der Magen-OP noch nicht auf die Veränderungen eingestellt hat und die Aussage »Essen und Trinken trennen« habe ich lange Zeit nicht angezweifelt. So habe ich zunächst die Lösung an anderer Stelle gesucht. Ja, eine Lösung war wichtig, weil sich die Schaumbildung, das Würgen und Erbrechen in der Klinik ständig wiederholt und sich zuhause fortgesetzt hat. Als Maßnahme habe ich die Medikamente Lefax bzw. Sab simplex eingenommen, das sind Entschäumer. Diese Mittel haben aber nur die Symptome behandelt. Mehr zu diesen Medikamenten im nachfolgenden Artikel: Medikamente bei häufigem Erbrechen nach Gastrektomie…

Wäre ich nur früher darauf gekommen, bei meiner Ernährung ohne Magen nach Magenkrebs …

Es hat einige Zeit gebraucht, bis ich erkannt habe, dass ich nach dem Essen von Eintöpfen (dicke Suppen), keine Schaumbildung und keinen Würgereiz hatte. Es waren unangenehme Wochen, bis diese Erkenntnis zu mir vorgedrungen ist. Denn das Mantra »Essen und Trinken trennen« war fest in meinem Kopf eingebrannt. Diese verdammten gut gemeinten Tipps, die es häufig nur schlimmer machen!

Die Speisen sollten geschmeidig sein, vor allem in der ersten Zeit fließfähig. So verhindern Sie, dass das geschluckte Essen nachträglich im Darm aufquillt. Gibt es im Krankenhaus als Nahrung beispielsweise Brot, dieses gut kauen, kombiniert mit etwas Getränke ohne Kohlensäure. Und abwarten, wie es sich anfühlt. Vielleicht lassen Sie sich von Ihrem Krankenbesuch geeignetere Lebensmittel in die Klinik mitbringen. Insbesondere in den ersten Monaten nach der Magen-OP sollten trockene Speisen immer mit etwas Flüssigkeit kombiniert werden. Selbst heute habe ich noch Probleme mit trockenem Essen, wenn ich übersehe, ein wenig dazu zu trinken. Gemüseeintöpfe sind deshalb eine prima Wahl in der ersten Zeit nach der Magenentfernung.

Ernährung ohne Magen: ›Nicht zu trocken essen.‹

Der Dünndarm ist nur 2,5cm dick. Doch er passt sich langsam an und wird nach ein paar Monaten der Ernährung ohne Magen etwas toleranter gegenüber größeren Mengen und trockenen Speisen. Aber am Anfang ist er es nicht gewohnt, dass das Essen gleich in den Darm fällt. Wenn ein kleiner Restmagen erhalten werden konnte, beziehungsweise chirurgisch aus dem Darm geformt wurde, ist das sicher hilfreich, sollte aber nicht überbewertet werden, wie ich am eigenen Körper erfahren habe.

Essen und Trinken zu trennen, das ist prinzipiell sinnvoll. Zehn Minuten vor den Mahlzeiten nichts mehr trinken. Und nach dem Essen 1,5 Stunden warten, bis wieder getrunken wird. Das hat sich bei mir bewährt. Bei trockenen Speisen empfehle ich, den zu schluckenden Essensbrei etwas zu verflüssigen, indem man parallel ein wenig dazu trinkt. Das lässt sich prima kombinieren mit der Einnahme von Pankreasenzymen. Dies beschreibe ich in einem weiteren Artikel.

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