Das Wichtigste in Kürze:
- Welcher Onkologe für Chemotherapie bei Magenkrebs? Es gibt wichtige Kriterien, wie etwa Kompetenz bei Krebs im Bauchraum, neuester Stand der Therapiemöglichkeiten, Vernetzung mit anderen Fachbereichen, persönliches Vertrauen, usw. Jeder Patient setzt dabei eigene Schwerpunkte. Eine Checkliste erleichtert die Entscheidung.
- Welche Onkologie bietet Magenkrebs-Patienten die beste Versorgung? Eine onkologische Praxis sollte kurze Wartezeiten für Termine ermöglichen, mit moderner Technik ausgestattet sein und eine angenehme Atmosphäre bieten, um die belastenden Chemotherapien erträglicher zu machen. Zudem ist eine gute Erreichbarkeit wichtig, damit der Patient nicht zusätzlich strapaziert wird.
- Magenkrebs: Wie läuft das erste Onko-Gespräch ab? Beim ersten Termin bespricht der Onkologe die Diagnose und empfiehlt gegebenenfalls weitere Untersuchungen, um den Magenkrebs genau einzuschätzen. Je nach Befund rät er zur Chemotherapie oder anderen Behandlungen. Im besten Fall unterstützt er auch bei der Wahl erstklassiger Chirurgen und anderer Fachärzte. Erfahrungsberichte helfen bei der Vorbereitung.

Etwas in meinem Körper ist außer Kontrolle geraten …
Die Vielfalt des Lebens zeigt sich auch darin, dass Zellen im Körper mutieren können und nicht mehr so funktionieren wie bisher: Es kann Krebs entstehen. In meinem Fall war es Magenkrebs. Ironie des Schicksals: Ohne Mutationen gäbe es die Menschheit überhaupt nicht. Denn ohne Mutationen keine Evolution. Wird nun dieser Mechanismus, der überhaupt erst das menschliche Leben ermöglicht hat, mich wieder umbringen? Mein Onkologe soll das verhindern. Eine meiner ersten Fragen an ihn ist: »Wie stehen meine Chancen?«. Für seine Antwort bin ich ihm dankbar: »Das Ziel ist die Heilung.«

Welcher Onkologe ist der richtige für meine Magenkrebs-Erkrankung? Worauf sollte ich achten?
Vielleicht haben Sie schon erlebt, dass Ihnen ein Spitzenarzt empfohlen wurde, den Sie selbst überhaupt nicht überzeugend fanden. Oder Sie recherchieren im Internet nach Ärzten: Dort stoßen Sie schnell auf Bewertungsportale, wie Jameda, DocInsider oder Sanego. Hier werden Ärzte und Arztpraxen mit Noten, Sternchen und Kommentaren bewertet. Doch was hilft es, wenn manche Patienten einen Arzt in den höchsten Tönen loben, während andere kein gutes Haar an ihm lassen?
Mein Vorschlag: Überlegen Sie sich im Vorfeld, nach welchen Kriterien Sie Ihre Entscheidung treffen möchten – sowohl bei der Wahl des Onkologen als auch dabei, welche Onkologie am besten zu Ihnen passt. Die folgenden Anregungen können Ihnen dabei helfen, Ihre persönlichen Prioritäten zu setzen.

Entscheidungskriterien für die Auswahl eines Onkologen und einer Onkologie
- Fahrstrecke: Die Onkologie sollte keine stundenlange Anfahrt erfordern, denn die Chemotherapie bei Magenkrebs ist anstrengend. Sie werden froh sein, nach den Behandlungen schnell wieder daheim zu sein. Dann: Gibt es Parkmöglichkeiten direkt vor der Onkologie oder sind längere Fußwege notwendig? In großen Kliniken sind die Wege oft weit.
- Kompetenz und Erfahrung: Der Onkologe sollte auf dem neuesten Stand sein und sich mit den aktuellsten Therapiemöglichkeiten bei Magenkrebs auskennen. Fragen Sie einfach gezielt danach. Kann er Ihnen alles verständlich erklären?
- Vernetzung: Die Krebsbehandlung ist häufig eine Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen wie Chirurgie, Strahlentherapie, Immuntherapie, Radiologie und so weiter. Ein vernetzter Onkologe kann Empfehlungen aussprechen und ist oft Teil eines kompetenten Teams für eine bestmögliche Behandlung.
- Sympathie und Empathie: Ist Ihnen wichtig, dass der Onkologe zuhören kann, Einfühlungsvermögen zeigt und Kraft spendet? Soll das Zwischenmenschliche stimmen, damit Sie Vertrauen aufbauen können? Ja, das wäre ideal. Und im besten Fall herrscht eine positive Stimmung im gesamten Team der Onkologie.
- Terminverfügbarkeit: Kurze Wartezeiten für Termine und Flexibilität bei der Planung können ebenfalls entscheidend sein. Oder wollen Sie bei jedem Anruf eine halbe Stunde in der Warteschleife hängen? Lieber nicht.
- Technische Ausstattung: Häufig übernimmt der Onkologe auch die Nachsorgeuntersuchungen. Moderne Geräte sollten dafür in der Praxis verfügbar sein, etwa für detailreiche Ultraschallbilder des Bauchraums.
- Attraktivität der Behandlungsräume: Eine Chemo-Sitzung dauert mehrere Stunden. Bequeme Sessel, vielleicht mit Liegeposition, sind dann eine feine Sache. Gibt es Schemel zum Hochlegen der Füße und kleine Tische für persönliche Gegenstände wie Handy, Bücher oder Zeitschriften? Sind die Räume hell und freundlich? Blicken Sie aus dem Fenster ins Grüne?

So habe ich meinen Onkologen ausgewählt
Eine Praxis, die alle genannten Punkte perfekt erfüllt, wird es wohl nicht geben. Allein die Erreichbarkeit der Onkologie in akzeptabler Fahrzeit schränkt die Auswahl häufig ein. Doch je mehr Punkte von dem Arzt und der onkologischen Praxis erfüllt werden, umso mehr unterstützt es den Heilungsprozess, denn Heilung setzt sich aus vielen Komponenten zusammen. So wird sich eine Umgebung, in der Sie sich nicht wohlfühlen, einen negativen Einfluss auf den Behandlungserfolg ausüben. Doch eine schöne Umgebung alleine, das nutzt auch nichts … Vielleicht hilft es Ihnen deshalb, wenn ich beschreibe, wie ich meinen Onkologen gefunden habe.
Wenn wir in der Lage sind, klar zu sehen, wird jede Entscheidung zu einem Schritt in die richtige Richtung.
(Laozi, ca. 6. Jahrhundert v. Chr., chinesischer Philosoph)
Freitag: Die Diagnose erhielt ich an einem Freitagnachmittag: Magenkrebs! Mist! Nun hatte ich also meinen Gegner, der alle bisherigen Herausforderungen in meinem Leben wie Kinkerlitzchen erscheinen ließ. Wie besiegt man einen so mächtigen Gegner? Vielleicht wie James Bond: Bevor er sich einer neuen Mission stellt, wird er im Hauptquartier mit den nötigen Gadgets ausgestattet. Später – in Todesnot – genügt ein Knopfdruck: Seine multifunktionale Uhr sprengt ein Loch in die Wand. Er entkommt. Und sein Anzug sitzt bei allen Aktionen tadellos. Was sind nun meine Gadgets?
Ich frage meinen Gastroenterologen, wie ich gegen meinen Gegner vorgehen soll, der mein Leben bedroht. Er empfiehlt mir, zuerst mit Spezialisten die Lage zu sondieren und dann einen Plan zu schmieden. Er drängt:
- Schnell ein CT in der Radiologie durchführen lassen, um zu erfahren, ob der Krebs gestreut hat, denn das hat starken Einfluss auf den Behandlungsplan.
- Dann Termine mit Onkologe(n) und Chirurg(en), um Therapie und Ablauf zu bestimmen.
- Und er betont noch einmal: »Lassen Sie keine Zeit verstreichen!«
Also gleich zu Beginn eine Fehlzündung, denn Freitagnachmittag ist ein ungünstiger Zeitpunkt für eine solche Diagnose, da man übers Wochenende keine Arzttermine vereinbaren kann, aber umso mehr Zeit hat, sich Sorgen zu machen.
Samstag/Sonntag: Die Diagnose drückt wie ein schwerer Felsbrocken auf meinen Verstand. Da ist es eine gewisse Ablenkung, im Internet nach Onkologen zu recherchieren. Ich wohne ländlich, deshalb ist die Auswahl in meiner Region begrenzt. Zwei Onkologen kommen in die engere Wahl. Eine gute Radiologie für das anstehende CT kannte ich bereits.
Montag: Ich vereinbare einen Termin für das CT. Super, zufällig ist schon am nächsten Tag ein Termin frei. Dann Termine mit zwei Onkologen vereinbaren, um sogleich eine zweite Meinung zu erhalten. Auch hier ist Fortuna gnädig gestimmt und ich bekomme Termine am Mittwoch genannt. Allerdings erwähne ich immer den Satz meines Gastroenterologen: »Lassen Sie keine Zeit verstreichen!«
Dienstag: Der CT-Scan – Momente des Bangens – hatte der Krebs gestreut? Eine halbe Stunde nach der Untersuchung geht der Radiologe mit mir die Bilder durch, vom Hals abwärts bis zur Hüfte. Es sind keine Metastasen zu erkennen, zumindest keine ab einer gewissen Größe. Auf meine Frage, ob man den Magenkrebs sehen könne, antwortet er: »Nein, das Kontrastmittel gelangt nicht dorthin.« Ich bin irritiert und zweifle ein wenig an den Möglichkeiten des CTs. Der Radiologe erklärt, dass das intravenöse Kontrastmittel vor allem hilfreich ist, um Lymphknotenmetastasen oder Organbeteiligungen zu erkennen. Doch es gibt Grenzen. Auch ganz kleine Metastasen lassen sich damit nicht erkennen. Dieser Hinweis wird mich später motivieren, noch vor der OP eine Chemotherapie zu machen.
Wieder zuhause bereite ich mich auf die morgigen Gespräche mit den zwei Onkologen vor, notiere mir Fragen und stecke die Diagnose und Untersuchungsergebnisse in eine Mappe zum Mitnehmen.
Mittwoch: Mein erster Termin ist am Vormittag beim Onkologen in Herrsching am Ammersee, der zweite am Nachmittag in Starnberg. Ich will mir wenigstens zwei Praxen ansehen und mit den Onkologen Gespräche führen. Davon erhoffe ich mir Antworten auf meine vielen Fragen.
In der Praxis in Herrsching empfängt mich eine freundliche Atmosphäre. Der Arzt ist mir sofort sympathisch. Er nimmt sich Zeit. Und er spricht erst mal gar nicht von den Chemos, sondern von einer weiteren sinnvollen Untersuchung: Er informiert mich, dass man den Magentumor mit einer Ultraschallsonde, die in den Magen eingeführt wird, unter die Lupe nehmen sollte (Endosonographie). Damit könne man besser entscheiden, wie es weitergeht: Ob der komplette Magen oder nur ein Teil entfernt werden muss. Ob gleich mit der Chemotherapie gestartet werden soll oder die OP Vorrang hat.
Dann stelle ich dem Onkologen meine Fragen zur Chemotherapie: Was ist der Standard? Wann? Wie oft? Was ist sein Rat, auch wenn noch kein Ergebnis der Endosonographie vorliegt? Seine Empfehlung: vier Chemos vor der OP, weitere vier danach – basierend auf statistischen Überlebensraten. Als ich nach den Nebenwirkungen frage, sagt er, dass es gute Medikamente gibt: gegen Übelkeit und Erbrechen, gegen Durchfall und gegen schlechte Blutwerte. Diese Probleme erwähnt er nicht: Geschmacksverlust, blutenden Nasenschleimhäuten, unangenehm trockenen Augen, Polyneuropathie (Taubheit in Händen und Füßen) und Erschöpfung. Vielleicht ist es gut so, nicht gleich alle negativen Punkte aufgezählt zu bekommen.
Schließlich frage ich, ob er mir Chirurgen empfehlen kann. Er nennt mir drei Chirurgen in München an drei großen Kliniken. Sein Rat: »Bei solchen Sachen immer zu einem Zentrum gehen.«
Nun bin ich gespannt auf den nächsten Termin beim zweiten Onkologen am Nachmittag. Werde ich hier andere Informationen erhalten? Da noch etwas Zeit bleibt, esse ich mittags mit meiner Frau in einer italienischen Gaststätte. Wenn ich damals bereits gewusst hätte, welche Schwierigkeiten ich mit der Ernährung haben werde, hätte ich dieses Essen mehr geschätzt. Pizza und Pasta kommen heute für mich leider nicht mehr in Frage. Mehr hierzu in meinen anderen Artikeln.
Beim zweiten Onkologen in Starnberg ist das Ambiente anders. Das ist natürlich Geschmackssache. Dann ist es hektischer, viel Betrieb. Ist das ein gutes Zeichen? Die menschliche Art des Onkologen ist hier nicht ganz so jung und frisch. Das muss keine Bedeutung haben. Er empfiehlt ebenfalls, das Ergebnis des Magen-Ultraschalls (Endosonographie) abzuwarten. Dafür bekomme ich von ihm keine besonderen Empfehlungen bezüglich Chirurgen. Die Fragen nach der Chemotherapie und den Nebenwirkungen werden wiederum ähnlich beantwortet.

Meine Entscheidung
Auf dem Heimweg fasse ich für mich zusammen: Beide Onkologen haben ähnliche Empfehlungen ausgesprochen. Alternative oder ergänzende Therapieansätze hat mir keiner vorgeschlagen, zumal spezielle genetische Eigenschaften des Tumors vorhanden sein müssten, damit beispielsweise eine Immuntherapie eine Option wäre. Beide Ärzte haben mir lediglich Bewegung nahegelegt, leichter Sport. Und wenn ich Supplemente einnehme, so sollte ich darüber informieren, damit geprüft werden kann, ob es vielleicht Wechselwirkungen mit den Zytostatika, den Chemo-Mitteln, geben könnte.
Fazit: Bei den zwei Arztgesprächen habe ich inhaltlich keine großen Unterschiede festgestellt. Außerdem hat sich vieles mit dem gedeckt, was ich bereits vorab im Internet recherchiert hatte.
So entscheide ich mich schnell für die Onkologie in Herrsching, denn die schwungvolle Art des Arztes und das herzliche, humorvolle Team sprechen mich an. Die Atmosphäre ist weniger hektisch und die Räume sind großzügiger. Dass der Onkologe sogleich Empfehlungen für mehrere Magen-Chirurgen parat hatte, sprach ebenfalls für ihn. Es wirkte so, als ob er besser vernetzt wäre. (Ein von ihm genannter Chirurg wird mich schließlich operieren, und ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Im nächsten Artikel finden Sie viele nützliche Hinweise zur Frage: Welcher Chirurg und welche Klinik bei Magenkrebs.)
Dann bietet der Behandlungsraum einen schönen Blick durch die Bäume auf den Ammersee. Da ich dort viele Stunden verbringen werde, erscheint es mir wichtig, eine angenehme Umgebung zu haben und nette Menschen um mich herum. Ein weiterer Pluspunkt: Die Onkologie ist mit dem Auto schneller zu erreichen. Ich habe meine Entscheidung nicht bereut.
Die Fähigkeit, klar zu sehen, ist der Schlüssel zu effektiven Entscheidungen in unsicheren Zeiten.
Simon Sinek, geb. 1973, britisch-amerikanischer Autor, bekannt für sein Konzept des ›Why‹
Schließlich kommt mir am Abend noch die Idee, dass es bestimmt sinnvoll ist, wenn sich nach der Endosonographie direkt ein Chirurg die Ultraschallbilder von meinem Magen mit dem Tumor ansieht. Ein Chirurg ist hierfür wohl der bessere Ansprechpartner. Vielleicht kann ich dabei bereits Vertrauen zu ihm aufbauen, was mir bei der Wahl des Operateurs helfen würde. Ja, darum werde ich mich als Nächstes kümmern: die Suche nach einem guten Chirurgen.
Im nächsten Artikel widme ich mich ausführlich der Suche nach einem spezialisierten Chirurgen. Dabei gebe ich praktische Tipps und teile meine eigenen Erfahrungen.

Zusätzliche Tipps zur Wahl des Onkologen
- Fragen Sie Ihren Hausarzt oder andere behandelnde Ärzte nach Empfehlungen. Diese kennen teilweise die Fachkompetenz von Onkologen in der Nähe.
- Je mehr Magenkrebs-Patienten der Onkologe behandelt, desto mehr Verständnis hat er für die speziellen Herausforderungen dieser Krankheit. Allerdings ist Magenkrebs im Vergleich zu anderen Krebsarten eher selten, weshalb es schwierig sein dürfte, hier einen spezialisierten Onkologen zu finden.
- Bei sehr fortgeschrittenem oder schwierig zu behandelndem Magenkrebs ist es ratsam, einen Onkologen zu wählen, der eng mit Forschungseinrichtungen oder Universitätskliniken zusammenarbeitet. Dies ermöglicht den Zugang zu klinischen Studien und innovativen Behandlungen, die noch nicht allgemein verfügbar sind. Eine Anfrage bei einer dieser Kliniken ist dann zielführend.
- Der Onkologe nimmt sich Zeit und ist sympathisch? Das kann dazu verleiten, sich rein nach Gefühl für ihn zu entscheiden. Doch wie sieht es mit seiner Fachkompetenz aus? Denn ein guter Onkologe geht zwar einerseits auf Ihre Fragen und Sorgen ein, macht Ihnen Mut und gibt Ihnen Kraft, aber er ist auch fachlich auf dem neuesten Stand!
Onkologie ist eine der anspruchsvollsten und lohnendsten medizinischen Disziplinen. Die Herausforderungen sind groß, aber der potenzielle Nutzen für die Patienten ist enorm.
Zitat von Dr. S. Mukherjee 2010, The Emperor of All Maladies: A Biography of Cancer